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Richtig spielen mit Hund: So motivierst du deinen Vierbeiner

Spielen ist nicht nur eine Möglichkeit, deinen Hund auszulasten – es ist auch eine wunderbare Gelegenheit, eure Bindung zu stärken und gleichzeitig die Kommunikation zwischen euch zu fördern. Doch was tun, wenn dein Hund kein Interesse am Spielen zeigt oder nicht wirklich mitmachen möchte?

 

In diesem Artikel erfährst du, warum dein Hund möglicherweise nicht spielt, wie du ihn dazu motivieren kannst und welche Vorteile das richtige Spiel für euch beide mit sich bringt.

Was bedeutet Spielen überhaupt?

Spielen ist für Hunde eine grundlegende und instinktive Verhaltensweise, die weit mehr ist als nur Unterhaltung. Es ist ein bedeutender Teil ihrer Entwicklung, sowohl sozial als auch körperlich. Durch das Spiel lernen Hunde, mit ihrer Umwelt zu interagieren, ihre Grenzen zu erkennen und ihre Fähigkeiten zu schärfen. Dabei spielen verschiedene Arten von Spielen eine zentrale Rolle.

 

Spielen ist auch eine wichtige Form der Kommunikation. Nicht nur unter Artgenossen, sondern auch zwischen Mensch und Hund. Hunde benutzen Körpersprache, Mimik und Geräusche, um beim Spielen zu kommunizieren. Ein spielender Hund zeigt oft deutliche Signale wie einen entspannenden, lockeren Körperbau oder bestimmte Bewegungen, die das Spiel einladen, z. B. das sogenannte „Spielverbeugen“, bei dem der Hund seine Vorderbeine absenkt und den Hinterteil anhebt. Diese Signale signalisieren dem Partner, dass es sich um ein harmloses und freundliches Spiel handelt.

 

Das Spielen hat auch einen klaren praktischen Nutzen für den Hund. Es hilft, überschüssige Energie abzubauen, was vor allem bei jungen, sehr aktiven Hunden wichtig ist, die durch Bewegung und körperliche Betätigung ihre Konzentration verbessern können. Zudem fördert das Spiel die Bindung zwischen dir und deinem Hund und stärkt die gegenseitige Kommunikation. 

 

Verschiedene Arten von Spielen

 Es gibt unterschiedliche Arten von Spielen, die jeweils bestimmte Fähigkeiten und Verhaltensweisen des Hundes fördern:

  • Sozialspiele: Diese Art des Spiels fördert die sozialen Bindungen zwischen Hunden, aber auch zwischen dir und deinem Hund. Im Sozialspiel lernt der Hund, sich in Gruppen zu bewegen, auf Signale von anderen zu achten und sich in sozialen Hierarchien zurechtzufinden. Ein typisches Beispiel ist das Spiel mit anderen Hunden im Park, bei dem Hunde miteinander raufen, spielen und lernen, ihre Grenzen zu respektieren. Auch beim Spielen mit dir – sei es beim Zerren oder Versteckspielen – wird die soziale Bindung gestärkt.
  • Jagdspiele: Jagdspiele aktivieren den natürlichen Jagdtrieb des Hundes. Bei diesen Spielen geht es oft um das Verfolgen und Erbeuten eines Spielzeugs oder eines Gegenstandes. Ein klassisches Beispiel ist das Apportierspiel, bei dem der Hund lernt, Objekte zu holen und zurückzubringen. Jagdspiele fördern die körperliche Fitness und verbessern die Reflexe sowie die Koordination des Hundes. Sie sind besonders für Hunde geeignet, die einen ausgeprägten Jagdinstinkt besitzen, wie etwa Retriever oder Terrier.
  • Solospiele: Auch als Denksport bezeichnet, sind Solospiele solche, bei denen der Hund alleine aktiv wird. Diese Art von Spielen ist besonders wichtig für Hunde, die viel Zeit alleine verbringen oder die geistig stimuliert werden müssen. Denkspiele, wie das Lösen von Futterrätseln oder das Suchen nach versteckten Leckerlis, fordern den Hund geistig heraus und helfen, Langeweile zu vermeiden. Solospiele können auch beruhigend wirken und helfen, den Hund zu entspannen.

Jede Art von Spiel erfüllt also einen anderen Zweck und sollte in einem ausgewogenen Verhältnis zueinander angeboten werden. Besonders bei jungen Hunden und Welpen sind vielfältige Spielarten wichtig, um sie sowohl körperlich als auch geistig zu fördern. Doch auch ältere Hunde profitieren von regelmäßigen Spielen, da es ihnen hilft, ihre Mobilität zu erhalten und das geistige Wohlbefinden zu fördern.

Ursachen, wieso ein Hund nicht spielen will

Es gibt verschiedene Gründe, warum dein Hund möglicherweise kein Interesse am Spielen zeigt. Hier einige der häufigsten Ursachen:

 

Stress

Ein gestresster Hund ist weniger geneigt, sich auf ein Spiel einzulassen. Stressfaktoren wie laute Geräusche, neue Umgebungen oder auch Veränderungen in seinem Alltag können dazu führen, dass dein Hund sich zurückzieht und keine Lust zum Spielen hat.

 

Rassebedingt

Einige Hunderassen sind von Natur aus weniger verspielt als andere. Herdenschutzhunde, wie z. B. der Maremmano oder der Kangal, sind dafür bekannt, dass sie weniger Interesse an sozialem Spiel zeigen. Sie haben oft einen ausgeprägteren Instinkt für Schutz und Aufgaben, als dass sie an Spielen interessiert wären.

 

Schmerzen

Ein Hund, der sich unwohl fühlt oder Schmerzen hat, wird keine Lust haben, aktiv zu werden. Dies kann auf eine akute Verletzung oder auch auf eine chronische Erkrankung wie Arthritis hinweisen. Achte darauf, ob dein Hund Anzeichen von Schmerzen zeigt, wie Lahmheit, Zögern bei Bewegungen, oder auch, wenn er beim Anfassen bestimmter Körperstellen empfindlich reagiert.

 

Falsches Spiel

Es kann sein, dass du deinem Hund ein Spiel anbietest, das ihm keinen Spaß macht. Einige Hunde bevorzugen eher ruhige, geistig stimulierende Aktivitäten, wie z. B. Suchspiele oder Denkaufgaben, anstatt körperlich aktive Spiele wie Apportieren.

 

Falsches Spielzeug

Nicht jedes Spielzeug ist für jeden Hund geeignet. Einige Hunde bevorzugen Textilien oder Plüschspielzeuge, während andere lieber mit etwas Harterem spielen, wie z. B. Kauknochen oder Gummibällen.Der Schlüssel ist, ein Spielzeug zu wählen, das dem Alter, der Größe und den Vorlieben deines Hundes entspricht.

 

Hunde aus dem Tierschutz

Für Hunde aus dem Tierschutz kann es noch länger dauern, bis sie sich sicher genug fühlen, um zu spielen. Viele dieser Hunde haben traumatische Erlebnisse in ihrer Vergangenheit, die sie dazu bringen, misstrauisch oder zurückhaltend zu sein. Sie benötigen oft eine längere Eingewöhnungszeit, um Vertrauen zu ihrem neuen Besitzer aufzubauen.

 

Weitere Möglichkeiten

Manchmal ist es einfach der Fall, dass ein Hund nach bestimmten Erfahrungen im Spiel seine Lust verliert. Fehlende positive Verstärkung, zu viele Unterbrechungen oder auch eine Überforderung durch zu komplexe Spielaufforderungen können ebenfalls Gründe sein. 

Welche Vorteile sind mit Spielen verbunden?

Spielen ist weit mehr als nur Unterhaltung – es hat zahlreiche positive Auswirkungen auf die Gesundheit und das Wohlbefinden deines Hundes:

  • Förderung der sozialen Fähigkeiten: Spielen ist ein wunderbares Mittel, um die sozialen Fähigkeiten deines Hundes zu stärken. Ob im Kontakt mit anderen Hunden oder im Spiel mit dir – dein Hund lernt, Kommunikation auf verschiedene Arten zu verstehen und anzuwenden. Spiele helfen dabei, Verhaltensweisen wie Rücksichtnahme, Interaktion und Vertrauen zu entwickeln.
  • Koordination und Beweglichkeit: Spielen fördert die Beweglichkeit und Koordination deines Hundes. Übungen wie auf Baumstämmen balancieren oder Slalom um Hindernisse verbessern die Muskulatur und das Gleichgewicht. Auch Kreisbewegungen oder das Umrunden von Gegenständen helfen, die Reflexe und die Koordination zu schärfen. Diese Aktivitäten sind besonders wertvoll, um die gesamte Motorik deines Hundes zu fördern, ohne ihn zu überlasten.
  • Stressabbau und Entspannung: Spielen hat eine beruhigende Wirkung auf deinen Hund, da es hilft, überschüssige Energie abzubauen und Spannungen zu lösen. Besonders nach stressigen oder anstrengenden Tagen kann eine Runde Spielen eine gute Möglichkeit sein, deinen Hund zu entspannen und ihm zu helfen, sich zu beruhigen. Das Spiel kann auch als eine Art "Ventil" dienen, um Frustration oder Angst abzubauen und eine bessere emotionale Balance zu finden.
  • Kognitive Förderung: Spiele, die den Verstand anregen, wie z. B. Denkspiele, Suchen oder Problemlösungsaufgaben, fördern die geistige Entwicklung deines Hundes. Indem du ihm herausfordernde Aufgaben stellst, stärkst du seine Konzentrationsfähigkeit und Problemlösungsfähigkeiten. Dies hält den Hund nicht nur geistig fit, sondern fördert auch seine Fähigkeit, Informationen zu verarbeiten und auf verschiedene Situationen angemessen zu reagieren. Eine gute geistige Auslastung trägt dazu bei, Langeweile zu vermeiden und die Lebensqualität deines Hundes zu erhöhen.

Risiken beim Spielen – Frust vermeiden

Falsches Spielverhalten dazu führen, dass es nicht die gewünschten positiven Effekte hat, sondern sogar zu Frustration und stressigen Erlebnissen führt.

 

Das Problem entsteht meist durch extremes Ballwerfen oder übermäßige Jagdspiele, bei denen Hunde eine starke Sucht nach diesem Spiel entwickeln können. Ein Hund, der immer wieder denselben Ball apportieren muss, kann zu einem „Balljunkie“ werden, was gesundheitliche Folgen wie Gelenkbelastungen nach sich ziehen kann. Zudem ist exzessives Ballspielen kein Spiel mehr, sondern eine Art Sucht.

 

Wichtig ist, dass du das Spiel so gestaltest, dass es für deinen Hund ein angenehmes und ausgewogenes Erlebnis bleibt. Das bedeutet vor allem, dass das Spiel immer mit einem positiven, beruhigenden Abschluss enden sollte.

 

Jagdspiele kannst du zum Beispiel mit einer großzügigen Futterbelohnung abschließen.

Sozialspiele kannst du mit gemeinsamem Kuscheln abschließen oder du gibst deinen Vierbeiner noch ein Spielzeug, mit dem er sich alleine beschäftigen und das Spielen ausklingen lassen kann.

 

Wie kann ich einen Hund zum Spielen animieren?

Wenn dein Hund zögert, beim Spielen mitzumachen, gibt es einige Möglichkeiten, ihn behutsam zu motivieren:

  • Finde das richtige Spielzeug: Experimentiere mit verschiedenen Spielzeugen, die seinem Jagdinstinkt oder seiner Neugier entgegenkommen. Manchmal kann ein einfaches Spielzeug wie ein Ball, ein Plüschtier oder eine Papprolle ausreichen.
  • Verwende positive Verstärkung: Belohne deinen Hund mit Leckerlis oder Lob, wenn er das Spiel beginnt. Positive Verstärkung hilft, das Interesse zu wecken und das Verhalten zu festigen.
  • Passe das Spiel an die Vorlieben deines Hundes an: Wenn er kein Interesse an Apportieren hat, versuche es mit einem interaktiven Spiel oder einem Suchspiel.
  • Sei geduldig und respektiere seine Grenzen: Wenn dein Hund nicht in der Stimmung ist zu spielen, respektiere das. Zwinge ihn nicht, sondern biete immer wieder kleine, lockere Spielmöglichkeiten an.
  • Schaffe eine ruhige und sichere Umgebung: Reduziere stressige Faktoren, indem du das Spiel in einer vertrauten, ruhigen Umgebung beginnst.
  • Achte auf deine Körpersprache: Deine Bewegung kann einen großen Einfluss darauf haben, wie dein Hund auf das Spiel reagiert. Versuche, dich ruhig und einladend zu bewegen, ohne hektische oder bedrohliche Gesten. Du kannst dich in einer entspannten Haltung leicht in die Hocke begeben oder das Spielzeug ruhig hin- und herbewegen, um sein Interesse zu wecken. Vermeide es, direkt auf deinen Hund zuzugehen oder plötzliche Bewegungen zu machen, da dies als bedrohlich wahrgenommen werden könnte. Indem du dich sanft und unaufdringlich bewegst, gibst du deinem Hund das Gefühl von Sicherheit und kannst ihn eher zum Spielen animieren.

Gut zu wissen:

Wenn du beim Spielen immer das Kommando führen willst und dein Hund ständig gehorchen muss, wird das Spiel schnell zum Training und verliert seinen Spaßfaktor. Signale wie „Sitz“, „Platz“ oder „Aus“ während des Spiels sorgen dafür, dass dein Hund ständig seine Impulse kontrollieren muss, anstatt einfach loszulassen und Spaß zu haben. Spiele sollten ein freudiger, entspannter Moment für euch beide sein, in dem dein Hund auch mal gewinnen darf und nicht immer der „Gehorcher“ ist. Achte darauf, dass das Spiel wirklich ein Spiel bleibt und nicht in ein ständiges Training übergeht.

Fazit

Spielen mit deinem Hund ist eine wunderbare Möglichkeit, nicht nur seine physische und geistige Gesundheit zu fördern, sondern auch eure Bindung zu stärken. Wenn dein Hund nicht spielen möchte, kann dies viele verschiedene Gründe haben – von Stress über Schmerzen bis hin zu rassebedingten Vorlieben. Achte auf die Signale deines Hundes, passe das Spiel an seine Bedürfnisse an und sei geduldig. Mit der richtigen Herangehensweise wird das Spielen wieder zu einer spaßigen und wertvollen Zeit für euch beide.

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